Noch immer geben die Hälfte aller Eltern in Deutschland an,
Gewalt gegen ihre Kinder anzuwenden. Wir brauchen eine neue
gesellschaftliche Debatte.
Angeblich hat das Kind „genervt“. Es war „unverschämt“, hat nicht
„gehorcht“. Schon ist ein Vorwand dafür parat, dass dem Erwachsenen „die
Hand ausrutscht“. Noch immer passiert es so, hunderttausend Male jeden
Tag, quer durch alle Milieus, auch wenn besser Gebildete geringfügig
reflektierter reagieren. Mit Dutzenden statistischer Tabellen bringt
eine neue Studie jetzt diesen Tatbestand ans Licht. Beauftragt von der
Zeitschrift „Eltern“ haben Meinungsforscher von Forsa dafür das
Strafverhalten in der Erziehung erkundet. Ihr Fragebogen nutzt das
gängige Vokabular der Verharmlosung – „ein Klaps“, „versohlen“ –,
offenbar um den anonym Befragten einen Pfad zur ehrlichen Antwort zu
bahnen.
...
Was tut, was unterlässt der Staat? Den vom Grundgesetz legitimierten
Schutzauftrag für das Kindeswohl sollen zuvorderst die Jugendämter
durchsetzen. Ihnen wirft die Öffentlichkeit in einem Fall zu viel, im
anderen zu wenig Einsatz vor. Fakt ist, dass eine Fachaufsicht über die
Jugendämter bisher fehlt und in den Ämtern, je nach Standort,
unterschiedliche Gepflogenheiten herrschen. Auch beklagen Experten das
Fehlen einer obligatorischen Fortbildung für Familienrichter, die oft
etwa von kindlicher Entwicklungspsychologie keine Ahnung haben.
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