Freitag, 13. Januar 2012

auch eine form der sozialarbeit: basierend auf einer wette lädt sich eine berlinerin selbst ein und bringt kuchen mit

"Ja, ich gehe auch heute los. Und ich bin wahnsinnig gespannt, ob mich jemand reinlässt, heute, im LetzteGeschenkeNochSchnellEinpackenStress. Oder dem EnteNochSchnellRupfenStress. Oder dem GästebettNochSchnellBeziehenStress. Oder dem IchMachMirHeutGarKeinenStressStress.

Vielleicht und wahrscheinlich verbringe ich also heute wieder viel Zeit auf der Straße. Macht mir aber nichts aus. Schließlich hab ich eine warme, kuschlige Wohnung, in die ich mich verkriechen kann, wenn ich die Schnauze voll haben sollte. Oder, falls das vorher eintritt: wenn mir die Zehen anfangen sollten, einzufrieren.

Andere haben das nicht: eine Wohnung. Aber die haben Zehen, die einfrieren können. Und nicht nur Zehen."

"An der Tür klebt ein Zitat von Albert Schweizer: „Lass niemanden zu dir kommen, ohne dass er glücklicher von dir geht“. So, so, denke ich. Mal sehen. Und klingle.

Eugénio öffnet, das Handy am Ohr. Ich kann noch nicht einmal den ANSATZ einer GESTE machen, ich kann noch nicht mal LUFT für den Ansatz einer Geste holen, da winkt er mich schon herein. Telefonierend. Macht die Tür hinter mir zu. Dreht sich um und verschwindet in einem Zimmer. Ich bin baff. Vielleicht, vielleicht hält er mich ja für jemand andern, denke ich, für den Besuch von jemand anderem, vielleicht, vielleicht ist das ja hier ne WG. Da kommt Dörte aus dem Zimmer und entdeckt mich im Flur. Ich, setze ich an, stotter, erklär, (was tu ich in ihrer Wohnung), eigentlich würd ich jetzt lieber wieder im Treppenhaus stehen, draußen, als mich schon mitten in die Wohnung hineingeplatzt um ein Äh,IchBinZwarSchonDrinAberDarfIchReinKommen zu winden. Aber Dörte lässt mich sowieso nur bis zum IchHabStollenDabei kommen, das ist, ziemlich genau, das letzte Drittel meines ersten Satzes also. „Also, Stollenzeit ist gerade nicht, ist ja schon so spät – aber wir haben, Eugènio, was hast du gekocht? Reis. Du kannst Reis mitessen.“"

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