"Ja, ich gehe auch heute los. Und ich bin wahnsinnig gespannt, ob mich
jemand reinlässt, heute, im LetzteGeschenkeNochSchnellEinpackenStress.
Oder dem EnteNochSchnellRupfenStress. Oder dem
GästebettNochSchnellBeziehenStress. Oder dem
IchMachMirHeutGarKeinenStressStress.
Vielleicht und wahrscheinlich verbringe ich also heute wieder viel
Zeit auf der Straße. Macht mir aber nichts aus. Schließlich hab ich eine
warme, kuschlige Wohnung, in die ich mich verkriechen kann, wenn ich
die Schnauze voll haben sollte. Oder, falls das vorher eintritt: wenn
mir die Zehen anfangen sollten, einzufrieren.
Andere haben das nicht: eine Wohnung. Aber die haben Zehen, die einfrieren können. Und nicht nur Zehen."
"An der Tür klebt ein Zitat von Albert Schweizer: „Lass niemanden zu
dir kommen, ohne dass er glücklicher von dir geht“. So, so, denke ich.
Mal sehen. Und klingle.
Eugénio öffnet, das Handy am Ohr. Ich kann noch nicht einmal den
ANSATZ einer GESTE machen, ich kann noch nicht mal LUFT für den Ansatz
einer Geste holen, da winkt er mich schon herein. Telefonierend. Macht
die Tür hinter mir zu. Dreht sich um und verschwindet in einem Zimmer.
Ich bin baff. Vielleicht, vielleicht hält er mich ja für jemand andern,
denke ich, für den Besuch von jemand anderem, vielleicht, vielleicht ist
das ja hier ne WG. Da kommt Dörte aus dem Zimmer und entdeckt mich im
Flur. Ich, setze ich an, stotter, erklär, (was tu ich in ihrer Wohnung),
eigentlich würd ich jetzt lieber wieder im Treppenhaus stehen, draußen,
als mich schon mitten in die Wohnung hineingeplatzt um ein
Äh,IchBinZwarSchonDrinAberDarfIchReinKommen zu winden. Aber Dörte lässt
mich sowieso nur bis zum IchHabStollenDabei kommen, das ist, ziemlich
genau, das letzte Drittel meines ersten Satzes also. „Also, Stollenzeit
ist gerade nicht, ist ja schon so spät – aber wir haben, Eugènio, was
hast du gekocht? Reis. Du kannst Reis mitessen.“"
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